Corona Krise, Woche 3
Viel hat sich getan seit dem letzten Mal, als wir uns zu diesen besonderen Zeiten geäußert haben. Wir haben uns alle daheim häuslich eingerichtet. Hoffentlich, eh klar, denkt man sich. Aber das ist gar nicht so einfach. Schließlich ist der Wohnraum, die zurecht geschützte Privatsphäre, plötzlich Arbeitsplatz. Agentur. Und sofort beginnen sich die Dinge zu vermischen. Der ehemalige Esstisch wird zum Schreibtisch. Der Partner wird zum zeitweisen Störfaktor. Und die ganze heimarbeitende Agentur wird für den Partner wiederum zum Stachel im Privatleben. Selbst jene, die über ausreichend Fläche und Räume verfügen, sehen sich mit neuen Themen konfrontiert: Das Tippen wird zur Geräuschattacke. Das Telefonat beeinträchtigt die Konzentration beim layouten. Diskretion ist plötzlich von der räumlichen Distanz zwischen Büro und Terrasse oder Obergeschoß abhängig.
Es ist alles anders. Und es ist nichts besser.
Oder vielleicht doch? Das oder Der Virus – mir ist das inzwischen wurscht – wirft uns alle ein paar Stufen zurück – auf der in den vergangenen Jahren sorglos bestiegenen Leiter. Er oder es zwingt uns zur Selbstreflektion. Wir denken nach über den Nachbarn, mit dem wir an der Hecke ein Gespräch führen, mit der empfohlenen Distanz natürlich. Wir stellen fest, dass wir die Umarmung mangeln, wenn ein Freund uns freundlicherweise eine Heckenschere überlässt – wir haben jetzt ja Zeit, uns um den Garten zu kümmern. Wir merken, wie seltsam es anmutet, wenn wir im Supermarkt plötzlich schräg angeschaut werden, weil wir an der Kasse 80 statt 100 cm Abstand halten. Aber derselbe Mensch winkt uns zu, wenn wir am Parkplatz die Einkäufe ins Auto laden. Wahrscheinlich würde er gerne rüberkommen und die Bierkiste in den Kofferraum wuchten, um einen Anknüpfungspunkt für ein Gespräch zu haben. Wir vermissen einander dieser Tage. Zum Glück, denn sonst müssten wir es den Lemmingen gleichtun.
Und wir so?
Wir üben uns in Heimarbeit. Machen Videokonferenzen. Manchmal auch lieber nicht, weil wir nicht frisiert, in der Jogginghose oder einfach nur mies drauf sind, weil uns diese ganze Scheiße massiv nervt. Meistens aber funktioniert es. Sind wir freundlich und positiv, wie immer. Kümmern wir uns. Sind da, versuchen zu unterstützen, zu helfen. Und ja: Wir versuchen auch, Geld zu verdienen. Ist schwierig genug. Und wird es bleiben. Das ganze Jahr.
Wir reden mit unseren Kunden. Dem einen geht es so, dem anderen so. Aber niemandem gut. Auch die nächste Zeit nicht. Und dann stellen sich automatisch Fragen. Fragen wie: Sind wirklich jene die Helden der Stunde, die einfach nur ihren Job machen, wenn auch mit etwas mehr Zeit- und Arbeitsaufwand? Oder ist es vielleicht eine einzelne Musikerin, die sich jeden Tag mit der Gitarre hinsetzt, einen Song performt und ihn ohne Absicht und Aussicht auf Geld online stellt, einfach nur, um die Menschen zu erfreuen? Oder vielleicht die Stationsleiterin der Intensivstation, die aufs Schlimmste gefasst, jeden Tag ihren Dienst antritt? Oder die Lehrerin, die ihren Schülerinnen und Schülern ein Ostergeschenk mit der Post nach Hause schickt, Videokonferenzen organisiert und einfach da ist, plaudert und für die kleinen Mädchen und Jungs einfach nur deshalb zur ganz persönlichen Heldin wird?
Ich weiß es nicht. Und ich erlaube mir auch kein Urteil.
Es ist alles sehr besonders. Und genau deshalb haben wir nicht das Gefühl, noch besonderer sein zu müssen. Wir sind, wie wir sind und was wir sind: Eine – verdammt gute – Werbeagentur mit tollen Menschen, speziellen Kompetenzen, super viel Elan, einem hohen Maß an Empathie und vor allem einer, trotz Corona, oder wie das Ding heißt, ungezügelten Lust zu arbeiten, was weiter zu bringen und einfach da zu sein. Können wir aber nur, wenn unsere Kunden auch noch da sind. Und da bleiben.
Deshalb:
Gehen Sie bitte jeden Tag zur Bäckerei Mangold und holen Sie dort das Brot für den Tag. Wenn Sie schon zuhause sein müssen, machen Sie es sich bitte bequem mit Möbeln von Reiter Design oder Weiler Möbel. Kaufen Sie Wein bei Böhler in Dornbirn oder Piemonteser Köstlichkeiten bei casalunga, bei Rechtsfragen wenden Sie sich an Dr. Christine Knecht-Kleber, bei Geld- oder Steuerthemen an Einsplus. Wenn Sie Ihre beruflichen Weichen stellen wollen, rufen Sie beim BIFO an. Software-Themen? Fusonic! Kieferorthopädie? Praxis Dr. Alexander! Orthopädische Schuhe? Schnetzer in Altach! Schwanger und viele Fragen? schwanger.li! Und so weiter.
WOW! Wir können uns glücklich schätzen!
Wir haben tolle Kunden. Danke dafür. Aber: Wir sind auch selber toll. Wir stehen zusammen, wir vertrauen einander. Wir zählen aufeinander. Wir sind auch, verstreut im gesamten Rheintal, ein Team. Passt so. Läuft. Und die Arbeit? Na ja, geht so. Einiges wird noch erledigt, Neues kommt jetzt nicht grad im Schwall. Eh klar. Und dennoch wäre jetzt die Zeit, Vorräte anzuschaffen, Winterspeck anzufressen. Oder anders: Planen für die virenfreie Zeit, fürs Durchstarten, für Vollgas. Wir wären bereit dafür. Je schwieriger die Situation, umso motivierter sind wir. Wir sind empfänglich für Aufgaben, Aufträge – und Honorar.
Aber zurück zum Anfang.
Die Idee dieses Beitrags war eigentlich, auf das Positive hinzuweisen. Also: Nützen Sie die Zeit für sich. Wie auch immer. Nehmen Sie wahr, stellen Sie auf Empfang – Empfang von Aufmerksamkeit, Bedürfnis nach Nähe, Solidarität, Wir-Gefühl (aber ohne den romantisierenden Schmus) und nehmen Sie vor allem sich und Ihre höchsteigenen, zutiefst privaten Gefühle und Bedürfnisse wahr. Und ernst.
In diesem Sinne: Passen Sie auf sich auf, bleiben Sie gesund. Und denken Sie daran: Weber, Mathis + Freunde halten zusammen.