Viele Blogs und Newsbeiträge beschäftigen sich derzeit mit dem Thema der Digitalisierung. Warum eigentlich? Die Digitalisierung ist ja nichts Neues. Die gibt es ja nicht erst seit gestern. Plötzlich machen sich alle Sorgen, dass die Digitalisierung uns Jobs wegnimmt und das Leben eigentlich nicht einfacher, sondern schlechter, durchschaubarer und ungesünder macht. Der Spiegel spricht sogar von der „digitalen Diktatur“, die bekämpft werden muss – mit der Begründung, die Digitalisierung würde ohnehin kein relevantes Problem lösen.
Naja – vor nicht allzu langer Zeit glaubte man ja auch noch, das Automobil würde sich nicht durchsetzen. Auch dem Computer wurde ja prophezeit, ihn würde kein Mensch brauchen und es gäbe weltweit quasi keinen Markt dafür.
Tatsächlich ist es so, dass nicht die Digitalisierung das Böse an der Sache ist, sondern wie wir mit ihr umgehen. Natürlich beobachten auch wir, wie Menschen sich im Cafe gegenübersitzen und ihre Zeit verschwenden, indem sie zum 438sten Mal an diesem Tag ihre Timeline auf Facebook checken, um bloß nichts Wichtiges zu verpassen. Dass Menschen durch die digitale Kommunikation ihre Fähigkeit zum analogen Miteinander ein Stück weit verloren haben, würden wir allerdings nicht der Digitalisierung in die Schuhe schieben, sondern den Menschen, die nicht richtig mit ihr umzugehen gelernt haben. „Wer sich entmündigen lässt, ist selbst schuld.“ schreibt Ralf Steck, und da sind wir einer Meinung. Smartphone einfach ausschalten. Sich miteinander unterhalten. Wer hindert einen daran?
Seien wir uns ehrlich: Alle, die sagen, man müsse sie aufhalten, leben außerdem nicht im Hier und Jetzt – sie ist nicht aufzuhalten. Sie ist ja schon da. Und sie bietet uns viele Möglichkeiten: Prozesse können vereinfacht und neue Berufe erschaffen werden. Möglicherweise werden manche Berufe durch die Digitalisierung in ihrer Bedeutung zurückgehen. Andere, von denen wir heute noch gar nichts wissen, werden in den nächsten Jahren erfunden werden und sich rasant entwickeln. Fortschritt lässt sich halt nicht so einfach aufhalten, mann kann ihn nur für sich nutzen.
Um dies zu schaffen, müssen wir alle – Agenturen, Unternehmen und Konzerne – uns Wissen aneignen und uns auf die Aufgaben, die uns in Zukunft erwarten werden fokussieren. Es ist wie auf einer Großbaustelle: Die zu erledigenden Aufgaben werden sich im Wesentlichen nicht verändern. Haben Sie sich auch in den letzten Jahrtausenden eigentlich kaum. Die Werkzeuge haben sich aber massiv verändert. Stapelte man vor 2000 Jahren noch tonnenschwere Steine mit einfachen Flaschenzügen und menschlicher sowie tierischer Muskelkraft zu gewaltigen Bauwerken, versteht man heute teilweise gar nicht mehr, wie das überhaupt möglich war.
Auch in Werbung und Marketing entwickeln sich Werkzeuge und Strategien, die eine Arbeit unterstützen, welche sich vor kurzer Zeit noch auf das analoge „Bauchgefühl“ gestützt haben. Das reicht heute nicht mehr. Weil Kaufen und Verkaufen schon lange nicht nur noch eine Bauchentscheidung ist. Märkte, Maßnahmen und Kampagnen können genau analysiert werden. Methoden können an die jeweiligen Anforderungen angepasst und mittlerweile sogar schon auf Einzelpersonen abgestimmt werden. Nicht falsch verstehen: Produktideen, Innovationen, Verkaufsideen und die Gestaltung von Medien sind immer noch eine Disziplin, für die es Menschen braucht. – Die Kontrolle über den Erfolg von Maßnahmen ist durch die Digitalisierung so leicht zu gewinnen und zu behalten, wie noch nie zuvor. Ab und zu hört man dann: Da ist mir zu hoch, da komme ich nicht mit. Macht auch nichts. Wir bauen ja auch keine Raketen. Dafür gibt es Leute mit echt was auf dem Kasten.
Sich als Marke dem digitalen und kommunikativen Fortschritt zu verweigern, ist allerdings gerade für Unternehmen keine Option. Für Startups war es noch nie so einfach, den alteingesessenen Platzhirschen das Wasser aber gewaltig abzugraben. Modedesigner haben ja auch nur noch bedingt Angst vor der Vogue. Wenn aber Olivia Lopez von Lust for Life oder Marcel Floruss von One Dapper Street um die Ecke biegt, versuchen sogar Elle, Vogue und Barneys mit ihnen gutzustellen. Weil sie als Fashionblogger von der Sorte sind, die die sozialen Medien beherrschen und mit einem Post von ihrem Smartphone die Meinung schon machen, während altmodische Redaktionen noch in Redaktionssitzungen festsitzen.
So funktionieren die Marken des Jetzt. Will man heute bestehen, muss man sich darauf einlassen. „Die Uninformierten sind die ersten Opfer“ schreibt Ralf Steck weiters. – Da braucht man gute Partner, egal ob B2B oder B2C. In Zukunft gibt es ohnehin nur B2P, aber das ist eine andere Geschichte.