Eine dieser Rollen, welche viel größeren Einfluss auf die Mit-User ausübt ist der Influencer. In den letzten Jahren haben sich die influencerbezogenen Umsätze stark gesteigert, so liegt dieser für das Jahr bei 560 Millionen Euro und wird bis 2020 mit bis zu 1 Milliarde Euro prognostiziert – das übrigens nur in der DACH-Region. Die wirtschaftliche Relevanz ist also durchaus gegeben, doch brauchen wir sie im täglichen Leben? Und wenn ja, warum denn eigentlich? Zur Belustigung, schön und gut. Zur Information – dafür gibt es Nachrichten. Was zieht uns an, was fasziniert und weshalb hat der Instagram-Account 15-jähriger Zwillinge aus Stuttgart knapp 13 Millionen Follower? Zum Vergleich: der Instagram-Account des österreichischen Bundespräsidenten hat lediglich 44 Tausend.
Da fragt man sich doch schon das ein oder andere Mal, was können die was ich nicht kann und warum ist deren Leben scheinbar so viel interessanter. Persönlich finde ich das Leben der Anderen gar nicht so viel interessanter, ich würde sofort auf die ganze Aufmerksamkeit und den Trubel verzichten und einfach die Unmengen an Moneten einsacken, die mir für diese Offenbarungen meines Lebens geboten werden würden, doch so leicht ist es nun leider doch nicht.
Also warum funktioniert`s?
Ein Grund dafür könnte das wachsende Bedürfnis nach Selbstdarstellung und Akzeptanz sein, weshalb Instagram und Influencer so erfolgreich sind. Materieller und finanzieller Wohlstand sind für Millennials aus Industrieländern keine Indikatoren mehr für Erfolg und Glück, wie es beispielsweise bei deren Eltern der Fall war. Stattdessen werden sie vom Wunsch nach Selbstverwirklichung und Selbstdarstellung angetrieben. Und das war noch nie so einfach wie momentan: jeder kann seinen Gedanken, Ideen und Meinungen Formen verleihen und diese in verschiedensten Formaten im WWW teilen. Lange genug wurde der Gen Y gesagt, sie hätten ihre eigene Meinung, diese gilt es nun freilich kundzutun. So, jetzt machen das manche besser als andere, Followerzahlen werden generiert, die Follower selber ersehnen sich den Erfolg, posten, teilen und sharen selber, generieren wiederum Follower usw. Ein ewiger Kreislauf, oder auch Henne-Ei-Problem.
Alles hat einen Plan
Das ganze Influencertum ist aber gar nicht so sorglos und einfach wie es auf den ersten Blick scheint, so steckt beispielsweise viel tägliche Arbeit und eine ausgeklügelte Strategie dahinter. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin hat dazu die Marketing-Macht der Instagrammer/innen untersucht und dabei eine interessante Studie unter dem Namen „Digitale Superstars“ aufgestellt. Unter den analysierten Influencern waren unter anderem Pamela Reif, Stefanie Giesinger und Bibi von Bibisbeautypalace. Faktoren für den Erfolg eines Bloggers und Influencers können daraus abgeleitet wie folgt lauten:
- Netzwerken: gegenseitig liken, verlinken und zusammen zeigen was das Zeug hält, da gehen die Followerzahlen steil nach oben
- Die Marke muss passen: wenn das Influencer-Konzept die Werbepostings passend einbindet entsteht eine erfolgreiche Symbiose
- Persönlichkeit: sich mit Freunden und Familie ablichten lassen, authentisch sein, Natürlichkeit und die eigene Persönlichkeit zeigen, das führt zum gewünschten Ergebnis
- Auf zwei Themenbereiche setzen: eine Nische finden und diese fokussieren, so wissen Follower und Interessierte um was es geht
Das sind nur ein paar Zutaten für das Erfolgsrezept Influencer, Narrensicherheit und Erfolgsgarantie gibt’s aber keine dafür. Und wie überall im Leben gibt es natürlich auch in dieser Szene Schattenseiten die vielen verborgen bleiben. Beispielsweise die Unsummen die für Influencer und Celebrities für deren Promotion-Dienste berappt werden, um das junge Zielpublikum zu erreichen. Sehr oft bleibt da leider die Ehrlichkeit und Authentizität auf der Strecke, wenn sich der/die Influencer nicht mit dem Beworbenen auseinandergesetzt, sondern nur den bling-bling gesehen hat.
Über genau diese Thematik habe ich übrigens auch meine Bachelorarbeit geschrieben, deren Titel „Die manipulative Macht der Influencer – ehrliche Kommunikation in Sozialen Medien“ trägt, was schlussendlich auch Grundlage für diesen Blogbeitrag war. Da bleibt nur noch die letzte Frage offen: Habe ich denn jetzt auch Sie mit diesem Text geinfluenced…?