Es mehren sich sehr deutlich die Stimmen, die postulieren, die Tage der Statussymbole seien gezählt. Stellt sich natürlich sofort die Frage, ob damit auch die diversen geliebten, belächelten oder mit Unverständnis gestraften Marken abdanken.
Status reloaded
Natürlich nicht, eh klar. Marken wird es immer geben. Genauso wie es immer Menschen gibt, die „nie im Leben auch nur einen Gedanken oder Blick und schon gar nicht einen Euro an egal welche Marke“ verschwenden würden. Jene, die bereits über die Muttermilch gegen Marken immunisiert wurden. Das sind dann die selben, die sich den Burger beim … in die Figur schieben, dazu ein braunes, kohlensäurehaltiges Getränk von … schlürfen, ihre Klamotten bei … im Internet bestellen und dabei vor Glück schreien oder die bei der Frage nach einem Papiertaschentuch mit einem „ach du meinst ein …“ antworten.
Ja, wir kommen ihnen nicht aus, den Marken.
Aber, auch das ist Faktum, Marke ist schon lange nicht mehr nur Luxusgut, Statussymbol oder Differenzierungstool. Nichtsdestotrotz ändert sich das Verständnis von Status, von Luxus. Aber auch jene, die sich eine Auszeit von der digitalen Welt gönnen, indem sie ihr Handy ausschalten und das Tablet in der Tasche lassen, verzichten in der Regel auf die Benutzung einer Obstsorte. Auch jene, die zurück zur natürlich Schönheit postulieren, verwenden am Ende des Tages vielleicht eine Creme aus dem Körperladen. Und jene, die Gesundheit und Fitness zum neuen Statussymbol für sich erhoben haben, trainieren in Bekleidung mit drei Streifen. Alle drei folgen einer neuen Art von Statuskultur. Und alle drei sind nach wie vor markenaffin.
Viele machen sich sogar selbst zu einer Quasi-Marke durch ihr bewusstes Anderssein. Und wie wir wissen, hat jede Marke Werte, sendet Botschaften aus, findet ihre Anhänger und muss sich im Wettbewerb behaupten, was auch für die Ich-AGs und andere Kleinst-Markensysteme gilt.
Also, nicht verzweifeln, liebe BrandmanagerInnen. Der Job ist auch morgen noch gefragt – mehr denn je zuvor. Denn mit der Mündigkeit der Konsumenten wird genauer analysiert, kritischer beäugt, länger nachgedacht, mehr gefragt, auf andere gehört und am Ende bewusster entschieden. Und genau daraus ergibt sich eine der größten Herausforderungen in der Markenführung unserer Zeit: genauer, persönlicher, ehrlicher, echter und klarer zu sein als jemals zuvor. Wer hingegen meint, er könne künftig mit seiner Markenpflege großzügiger umgehen, der wird sich bald anschauen. Und wer der Meinung ist, und auch das gibt es zuweilen noch immer, dass Marke immer schon und heute besonders überschätzt sei, der wird wohl der einzige sein, der tatsächlich bald das Zeitliche segnen wird– auch wenn seine Marke, die es ja gar nicht gibt und braucht, munter weiterlebt.